Soeben hatte ein letzter Blockpunkt der überragenden Oyther Regisseurin Paulina Brys den finalen Punkt zum 13:15 aus Sicht des RCS in Satz 5 markiert, schon entlud sich auf Seiten der Gäste aus dem Sauerland der Frust über einen Spielausgang, den man sich anders erhofft, erfightet und am Ende doch nicht bekommen hatte. Ein Wimpernschlag trennte die beiden Teams, die sich nach einem packenden Fight unter dem Netz die Hände schüttelten. Spielverlauf, Niveau und auch Brisanz der Partie waren nicht zu vergleichen mit den bisherigen Auftritten der Sauerländerinnen gegen das etablierte Top Team aus Vechta und doch brachte MVP Lena Vedder mit Tränen in den Augen die Stimmungslage des Gästeteams um Kapitänin Kirsten Platte auf den Punkt: „Das ist doch Scheiße!“ Recht hatte sie was die Niederlage anging und doch war ganz und gar nicht alles so schlecht was der RC Sorpesee unter den frenetischen Anfeuerungsrufen seiner Anhänger auf das Feld brachte.
Schon im ersten Satz zeigte das Gästeteam, dass auch den individuell überlegenen und immer wieder mit ihrer großen Erfahrung punktenden Oytherinnen mit unbändigem Kampfgeist und der nötigen Aggressivität in Aufschlag und Annahme beizukommen war. Eine glänzend aufgelegte Henrike Axt und Kirsten Platte wirbelten über Außen und die von ihrer Fingerverletzung immer besser regenerierte Lena Vedder war über die Diagonale ein Punktegarant. Beim 12:8 hatte der RCS eine kleine Lücke gerissen, nur um aber beim 12:11 den Vorteil wieder aus der Hand gegeben zu haben. Das Spiel wogte hin und her, bis beim 19:19 VfL Trainerin Danuta Brinkmann mit Moana Behrens und Paulina Brys zwei Joker aus dem Hut zauberte. Vor allem die erfahrene Regisseurin und Kapitänin der Oytherinnen brachte den Gastgeberinnen zusätzliche Ruhe und den entscheidenden Tick Spieltempo. Bis zum 23:23 blieb die Partie offen, dann sicherte Oythe mit zwei Punkten in Serie den Auftaktdurchgang.
Der Auftakt zu Satz 2 brachte auf Seiten des RCS eine unangenehme Überraschung. Bei der Umstellung der Angriffsreihen verschrieb sich Trainer Schallow und stellte die Mannschaft in einer gelinde gesagt ungewohnten Formation auf das Feld. „Ich kontrollier das besser mal, wirst wohl alt!“ erntete Schallow den augenzwinkernden Kommentar seines Co-Trainers im Ausblick auf die kommenden Sätze. Was aber in den folgenden Minuten auf dem Feld geschah, nötigte auch den volleyballkundigen VfL Fans in der Halle Antonianum im Nachgang höchsten Respekt ab. Das junge Team löste die unfreiwillige Taktikaufgabe. Lena Vedder übernahm souverän Annahmeaufgaben und mit 20% mehr Konzentration bei jedem waren plötzlich die entscheidenden Zähler auf Seiten der Gäste. Über 11:8 und 19:16 kam die Mannschaft um den immer aufmerksamer spielenden Mittelblock Kim Spreyer, Vanessa Vornweg und Franziska Finke vollends im Spiel an. Über Außen wechselten sich in dieser Phase Katharina Schulte-Schmale und Leonie Hoffmann äußerst erfolgreich ab und servierten RCS Regisseurin Lara Drölle durchweg gute Annahmen. 25:22 und der 1:1 Satzausgleich waren nach fast einer Stunde Spielzeit der Lohn der Mühen.
Satz 3 in nun wieder veränderter Formation brachte den RC Sorpesee zunächst in große Schwierigkeiten. Oythe war angestachelt und wirbelte den Mittelblock der Gäste in der ersten Satzhälfte ordentlich durcheinander. Die Gastgeberinnen punkteten nach Belieben und über 12:8 zog der VfL unter nimmermüder Gegenwehr der Sorpesee Abwehr bis auf 20:15 davon. Eine letzte Auszeit der Gäste sollte die Wende bringen und plötzlich war sie da die Chance. Amy Knight brachte ihr Team mit vier Aufschlägen zurück in Schlagdistanz und als Leonie Hoffmann es ihr eine Rotation später gleichtat stand die Halle beim 22:22 Kopf. Oythe schlug zurück und hatte beim 24:22 zwei Satzbälle. Der Glaube an die eigene Stärke aber war zurück in den Köpfen der RCS Spielerinnen und so war es eine Koproduktion von starken Aufschlägen einer Kim Spreyer und einer famosen Block- Feldabwehrleistung, die den RCS beim 26:24 jubeln ließ.
Wer nun aber glaubte, dass Stabilität in das Spiel der Gäste kommen würde, der sah sich getäuscht. Ein kapitaler Fehlstart brachte Oythe mit 7:1 in Front und sorgte für eine hochemotionale Aussprache auf RCS Seite. Beim 7:8 hatte allen voran eine starke Aufschlagserie von Lena Vedder den RCS wieder ins Spiel gebracht. Der Annahmeriegel um Libera Michelle Henkies fand sich erneut und bis zum 14:14 blieb es ein Kopf an Kopf Rennen. Die Oyther Trainerin Danuta Brinkmann vertraute ihrer Stammformation, beim RCS kamen mit Franziska Finke, Amy Knight und Katharina Schulte-Schmale immer wieder neue Kräfte ins Spiel, um den gut aufgelegten Gastgeberinnen Aufgaben zu stellen. Eine Schwächephase in der Mitte des Satzes jedoch kostete den RCS den Anschluss, der auch nach den taktischen Umstellungen beim 18:22 nicht mehr ganz herzustellen war. Mit 25:21 glich Oythe in den Sätzen aus, es sollte der deutlichste Satz in einem faszinierenden Volleyballspiel bleiben.
Der Tiebreak brachte den bestens aufgelegten Fans beider Lager den spannungsgeladenen Höhepunkt der Partie. Fantastische Aktionen auf beiden Seiten, bedingungsloser Einsatz um jeden Ball. Beim 8:10 aus RCS Sicht schien Oythe auf der Siegerseite. Zwei Minuten später beim 11:10 hatte der RCS erfolgreich zurückgeschlagen und verlor doch für einen kleinen Moment die Spannung. Vier Punkte in Folge brachten den VfL beim 14:11 auf die Siegerstraße und doch war das Spiel noch nicht aus. Zwei Ballwechsel später stand es 13:14 aus RCS Sicht und die Abwehr sicherte eine weitere Punktchance für die Gäste. Den letzten Punkt aber markierte Oythe und feierte beim 3:2 einen stark herausgespielten Heimsieg, bei dem es allerdings alles andere als im Schongang zuging.
Die mitgereiste Fankolonie des RC Sorpesee war sich nach dem Spiel sehr schnell einig was zu tun war. Sie feierte ihr Team und versuchte die eine oder andere Träne der Spielerinnen direkt zu trocknen. Auf seine Fans kann sich der RCS also auch in der spannenden Schlussphase der Liga verlassen und weiter alles in die Waagschale werfen.
Für den RCS aktiv: Henrike Axt, Lara Drölle, Franziska Finke, Anna Hansknecht, Michelle Henkies, Leonie Hoffmann, Amy Knight, Kirsten Platte, Katharina Schalte-Schmale, Kim Spreyer, Lena Vedder, Vanessa Vornweg, Scout Laura Kemper und Taktikfuchs Linus Tepe.