Packender Volleyballfight zur besten Derbyzeit

Lena AngriffEs wurde gebaggert, gehechtet, geflucht und gejubelt im Sportzentrum Sundern und am Ende, ganz am Ende einer umkämpften Partie fand die Spannung ihren denkwürdigen Höhepunkt. Kopf an Kopf bewegten sich der RC Sorpesee und das Spitzenteam aus Köln auf ein Finale Furioso zu, das beim 25:23 für Köln ein jähes und aus Sicht der zahlreichen Volleyballanhänger zu frühes Ende fand. So wurde noch lange nach Spielende gefachsimpelt, die kritischsten Situationen des Spiels diskutiert und die Mannschaft aufgebaut, die sich wieder einmal bis zum letzten Ball mit Vollgas mehr als teuer verkaufte. „Vielleicht wär auch noch ein Satz mehr echt gut gewesen!“ befand auch der Kölner Cheftaktiker Dr. Jimmy Czimek, der die drei Punkte aber dennoch gerne mit auf die Rückreise nach Köln nahm.
Schon im ersten Satz wurde den trotz parallelen Fußballderbys zahlreichen und vor allem lautstarken Zuschauern im Schulzentrum Sundern toller Volleyballsport geboten. Zunächst erstaunlicherweise mit leichten Vorteilen für den RCS. Über 8:6 transportierte das Team um die abermals bärenstarke Mannschaftsführerin Kirsten Platte einen Minimalvorsprung bis zum 16:14 in die zweite technische Auszeit. Die Abteilung Defensive um die Außen Katharina Schulte-Schmale und Leonie Hoffmann, die den Ausfall von Henrike Axt mit Extraeinsatz kompensierten, rackerte geführt von Libera Michelle Henkies in Annahme und Abwehr um jeden Ball. Trotz druckvoller Kölner Aufschläge und eine extrem umsichtigen Spielführung der stark aufgelegten Kölner Zuspielerin Pia Weiand blieb es bis zum 20:18 beim knappen Vorsprung der Sauerländerinnen. Im rechten Moment aber fand Köln in Person der späteren MVP Melanie Preußer die kleinen Lücken im Abwehrverbund des RCS. Bei 22:22 war das Spiel ausgeglichen und die geballte Erfahrung der Snow Trex Mädels sicherte Satz 1 mit 25:22 auf der Zielgeraden.
Der erneute Tiefschlag für das ohnehin verunsicherte Heimteam und noch dazu ein kapitaler Fehlstart in Satz 2 taten ihr Übriges. Beim 1:7 aus RCS Sicht schien Köln auf dem besten Weg seiner Favoritenrolle vollends gerecht zu werden. Allerdings war man sich auf RCS Seite ebenso schnell einig, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Vanessa Vornweg und Lara Drölle sicherten wichtige Punkte in Block und Aufschlag und auf der Diagonalen ließ sich Lena Vedder nicht vom kompakten und gut postierten Block der Kölnerinnen beeindrucken. Beim 8:10 war ein Teil des Punktepolsters aus Kölner Sicht geschmolzen. Köln erhöhte die Schlagzahl und zog erneut davon, der RCS ließ sich aber nicht abschütteln und feierte beim Bundesligadebüt von Franziska Finke jeden Punkt gemeinsam mit der kämpferischen blauen Wand auf der Tribüne. Beim 13:15 ließ der RCS aber eine dicke Punktchance zum Anschluss liegen und Köln setzte sich vorentscheidend ab. 25:18 der Endstand in Satz 2 und weiterer Rückenwind für den Favoriten aus der Domstadt.
Das der Höhepunkt der Partie aber noch folgen sollte, lag letztlich am unbändigen Kampfgeist der jungen Mannschaft von Sorpesee. Über 6:3 legte der RCS im dritten Satz einen dazu passenden Start hin. Beim 9:9 hatte Köln ausgeglichen, die Angriffslust war dem RCS um Hauptangreiferin und spätere MVP Lena Vedder aber noch keineswegs vergangen. Leonie Hoffmann und Katharina Schulte-Schmale ergänzten sich auf der Außenposition, auf der nun auch Kirsten Platte wirbelte. Beim 20:19 aus Sicht des RCS dann ereignete sich die meistdiskutierte Szene des Abends und eine Situation, die bei allen Sportbegeisterten in der Halle für reichlich Unmut sorgte. Neben einer strittigen Entscheidung zu Gunsten der Gäste kassierte die Bank des RCS eine rote Karte, die aus dem gerade gefeierten 21:19 aus RCS Sicht ein 21:20 für Köln machte. Chance erkannt und clever genutzt auf Seiten der erfahrenen Gäste und trotz aller Gegenwehr stand man auf Seiten der konsternierten Gastgeberinnen beim 23:25 mit vollends leeren Händen dar.
Eine beherzte Leistung einer jungen und ebenso motivierten Mannschaft und eine gute Protion Stress, den sein Team für den Sieg zu überstehen hatte, fasste Dr. Jimmy Czimek die Ereignisse auf dem Spielfeld zusammen. RCS Coach Julian Schallow stellte sich nach dem Spiel demonstrativ vor seinen Co-Trainer Dr. Linus Tepe, dem auf Nachfrage die rote Karte des Schiedsgerichtes gegolten hatte. „Das sind Emotionen, die in so einem engen Finish bei so einer Entscheidung mal vorkommen, die kann und will man doch nicht verbieten.“ Ob eine rote Karte mit zusätzlichem Punktverlust die geeignete Sanktion war, eignete sich als Gesprächsstoff für den Abend im Anschluss dann vortrefflich.
Für den RCS aktiv: Lara Drölle, Franziska Finke, Michelle Henkies, Leonie Hoffmann, Laura Kemper, Amy Knight, Kirsten Platte, Katharina Schulte-Schmale, Kim Spreyer, Lena Vedder, Vanessa Vornweg, Anna Hansknecht, Scout Henrike Axt, Physiotherapeutin Anne Schmitz und Co-Trainer Dr. Linus Tepe.

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