Als um 21:40 Uhr der letzte Pfiff des Volleyball-Jahres 2018 für den RCS ertönte, da rannten Ergänzungsspieler und Trainerbank aufs Feld, um das just ergatterte 3:1-Spiel gegen den SC Union Emlichheim mit den sechs Spielerinnen auf dem Court zu bejubeln.
Es war in Summe formidabel, was das Team um Trainer Julian Schallow da aufs Parkett in der Grafschaft Bentheim legte. Dabei brauchte das Team aus dem Sauerland gut einen halben Satz, bis es auf Betriebstemperatur war. Bis dahin liefen die Athletinnen um Kapitänin Vanessa Vornweg immer einem kleinen Rückstand hinterher. Doch dann gelang Außenangreiferin Laura Kemper eine Aufschlagserie, die der Tabellennachbar aus Niedersachsen nicht bändigen konnte. Punkt um Punkt konnten sich die HSK-Mädels nach und nach vom SCU von Trainerin Claudia Volkers absetzen.
Einmal in Führung war die Devise klar: den Sack zumachen. Gesagt – getan: und so verwandelte der RCS gleich den ersten Satzball mit einem gezielten Angriff von Diagonalspielerin Kim Spreyer.
Spätestens jetzt hatte der RCS, der einmal mehr von rund 25 lautstarken Fans in die Nähe der holländischen Grenze begleitet wurde, Blut geleckt:
„Hier geht was, Mädels“, forderte Katharina Schallow beim Pausentee dazu auf, die Leistung erneut voll abzurufen. Doch die Worte fanden – wie schon in Durchgang 1 – erst keinen Widerhall im Team. Vielmehr glich Durchgang 2 bis zur Satzmitte dem ersten Satz. Knappe Punktevorsprünge des SCU, der sich die heimische Kulisse zu Nutze machte. Gerade in diesem Spielabschnitt zeigte der Gastgeber, was in ihm steckt: druckvolle Aufschläge waren ein probates Mittel, den Annahmeriegel um Libera Victoria Vornweg mächtig ins Schwitzen zu bringen. Doch auf das Schwitzen folgte die Coolness einer der jüngsten Annahmeformationen der Liga. Denn immer besser kam der erste Pass bei der gut aufgelegten Zuspielerin Michelle Henkies an, die die Bälle clever auf ihre Angreiferinnen verteilte. Und die packten ihre ganze Kraft in die Schläge. Folgerichtig konnte beim Spielstand von 18:18 das erste Mal in diesem Satz ein Vorsprung erarbeitet werden. Aber Emlichheim steckte nicht auf, fightete sich immer wieder ran und konnte bis zum 24:23 noch rankommen. Doch dann setzte Bonnie Bastert den „Todesstoß“ in diesem Satz und ballerte den Angriff einfach ins Feld. 2. Satz auch im Sack!
Nun sollte es schnell gehen mit einem dritten Satzgewinn, so zumindest der Plan. Doch dieser sollte sich als nicht ausgereift erweisen. Statt weiter Vollgas zu geben, verkrampften die Sauerländerinnen. Die Annahme-Zuspiel-Achse konnte nicht an die bisherigen Leistungen anknüpfen – gegen eine erfahrenes Team wie den SCU keine gute Idee…
Die durchgeführten Wechsel auf der Mitte – hier kam Leonie Baumeister aus der 2. Mannschaft zum Einsatz – vermochten keine Entlastung bringen.
Vielmehr zogen die Niedersachsen Punkt für Punkt von dannen. 19:25 hieß es so am Ende von Satz 3. Mund abwischen, weitermachen!
„Ey Leute, wir holen uns jetzt die drei Punkte“, forderte Alina Hustadt – und schritt selbst mit gutem Beispiel voran. Denn die junge Zuspielerin nahm sich beim 5:6 aus RCS-Sicht den Ball zum Aufschlag und gab ihn bis zum 12:7 auch nicht mehr ab. Klasse! Damit war der Bann
gebrochen: Der RCS spielte jetzt aus einem Guss. Franziska Finke über die Mitte und die bärenstarke Kim Spreyer auf der Diagonalen hauten die Bälle nur so ins gegnerische Feld, dass die Stimmung auf der Tribüne im RCS-Block immer besser wurde. Die Leistungsunterschiede in diesem Satz wurden immer größer, so dass es beim 25:16 kein Halten mehr gab.
„Wir haben sowohl Moral gezeigt als auch gute Leistungen erbracht, vor allem in Satz vier“, zeigte sich Cheftrainer Julian Schallow sehr zufrieden mit der Leistung seines Teams. „Wir haben die Hinspielniederlage mehr als wett gemacht“, stieß auch Co-Trainer Linus Tepe in die Freudenfanfaren ein. Denn beim Auftaktspiel der diesjährigen Saison setzte es eine 2:3-Niederlage. Kim Spreyer gab die Stimmung im Team wieder: „Das war heute echt eine tolle geschlossene Mannschaftsleistung. Da können wir stolz drauf sein. Ein super Jahresabschluss eines bewegten Volleyball-Jahres 2018. Und wir wollen weiter angreifen – das obere Tabellendrittel ist in Sicht- und Reichtweite.“
Jetzt aber ruht der Volleyballl für ein paar Tage. Anfang des Jahres wird dann wieder Vollgas gegeben: Denn schon am 12.1.2018 ist der RCS vor heimischem Publikum gegen den MTV Hildesheim gefordert.
Bild: RCS