Mit einer überdeutlichen 0:3 Niederlage im Gepäck traten die Volleyballerinnern des RC Sorpesee die Rückreise aus Leverkusen ins Hochsauerland an. „Vollkommen unter Wert haben wir uns verkauft!“ gab Co-Trainer Linus Tepe nach dem Spiel zu Protokoll. Recht hatte er beim Blick auf die Leistung der verjüngten Mannschaft um Interims Kapitänin Katharina Schulte-Schmale. Die vor allem taktisch zerfahrene Vorstellung des RCS war allerdings nur eine Seite der Medaille des Spiels. Auf der anderen Seite stand ein Gegner, der die Schwächen gut zu nutzten wusste und dessen Spiel auf konstant hohem Niveau in allen Mannschaftsteilen nicht leicht auszurechnen war. Gerade in so einem Fall heißt es, alles in die Waagschale werfen und trickreich die eigenen Stärken einzubringen, ein taktischer Plan, der dem Trainer fatal misslang.
Schon im ersten Satz zeigte sich, dass die taktischen Maßnahmen der Gäste an diesem Tag nicht von besonderem Erfolg gekrönt sein würden. Schallow beorderte für die grippekranken Leonie Hoffmann und Kapitänin Kirsten Platte kurzerhand Henrike Axt und Katharina Schulte-Schmale auf die Außenposition, letztere übernahm zudem noch die Aufgaben als Spielführerin. Bis zum 10:11 aus RCS Sicht gestaltete man das Spiel ausgeglichen, ohne jedoch die Abstimmung in der ungewohnten Annahmekonstellation vollends hergestellt zu haben. Mit den Wechseln im Mittelblock und auf der Zuspielposition gelang es ebenso wenig wie mit der Auszeit beim 10:13 den Zwischenspurt der Leverkusenerinnen zu verhindern. Zwar kämpfte sich das Team mithilfe einiger spektakulärer Abwehraktionen von Michelle Henkies und beherzter Zuspielfinten von Lara Drölle noch einmal heran. Den zwischenzeitlichen 20:22 Anschluss aber konterte Leverkusen jedoch mit 3 Punkten in Folge zum 20:25 aus RCS Sicht.
Wer glaubte das Team aus dem Hochsauerland habe sich nun gefunden und würde sich freischwimmen, sah sich an diesem Tag enttäuscht. Tolle Block-Feldabwehraktionen wechselten in regelmäßigen Abständen mit haarsträubenden Stockfehlern in der Annahme ab. In den Auszeiten beim 7:11 und wenig später beim 8:14 schien es nicht so als könne der Trainer dem Team die erforderlichen taktischen Impulse geben, um sich aus der bedrohlichen Lage zu befreien. Vielmehr mehrte sich das Kopfschütteln auf RCS Seite und resultierte in einer 14:25 Satzniederlage, bei der der Tabellenführer den Gast vorführte und seine Klasse zeigte.
Der dritte Satz sollte aus RCS Sicht kaum Besserung bringen. Trainer Schallow überraschte mit einer Umstellung, leider eher sein eigenes Team als die ausgebufften Gegner aus Leverkusen. Die energische, spätere MVP Lena Vedder wechselte von der angestammten Diagonalposition auf Außen und machte Platz für Nesthäkchen Franziska Finke auf der Diagonalen. Im Wechsel mit Lara Drölle beackerte der Youngster die anspruchsvolle Position zum ersten Mal im Bundesligaring. Beim 5:10 aus RCS Sicht war guter Rat teuer, die Moral des taktisch geschüttelten Teams aber schien ungebrochen. Der RCS kämpfte sich zum 10:11 ran, hatte beim 14:14 ausgeglichen und fightete sich zurück in die scheinbar verlorene Partie. Mit einem Wechsel aber brachte wiederum Schallow Unruhe in das sich stabilisierende Team und nach 15:15 zog Leverkusen auf 20:15 davon. Ein Rückstand, der auch mithilfe von frischem Wind von der Bank in Form von Amy Knight nicht mehr einzuholen war. Beim 19:25 jubelte der Meister und Tabellenführer.
Das 0:3 und der Auftritt in Leverkusen werfen viele Fragen auf, denen sich das Trainerteam in den kommenden Tagen zu stellen hat. Zum Glück für die Sauerländerinnen gibt es zwei Wochen Bedenkzeit das Geschehene zu reflektieren und das ohne Zweifel vorhandene Potential der Mannschaft zu nutzen. Ein Lichtblick an diesem schwarzen Sonntag waren erneut die verrückten Anhänger des RCS, die auch ohne einen Reisebus zahlreich in der Halle erschienen und ihr Team nach Kräften unterstützen. Ohne ihren unermüdlichen Einsatz wäre die Auswärtstour wohl vollends trauriger ausgegangen.
Für den RCS aktiv: Trainer Julian Schallow, Co-Trainer Linus Tepe, Physio Anne Schmitz, Scout Kirsten Platte, Henrike Axt, Lara Drölle, Franziska Finke, Michelle Henkies, Amy Knight, Katharina Schulte-Schmale, Kim Spreyer, Lena Vedder, Vanessa Vornweg.