Wenn Ruderer am Rad drehen: 5 RCS-Sportler und das Unternehmen Alpencross

Schon im Winterhalbjahr hatten sich Kevin Prior, Christoph Hegemann, Thomas Kemper, Stefan Feldmann und Sebastian Papenkort eine Herausforderung für die Ruder-Sommerpause überlegt: Bei den wöchentlichen Mountainbike-Ausfahrten wuchs die Idee die Alpen im Sommer 2015 mit dem Mountainbike zu überqueren. Nach ein paar Recherchen hatte man sich für eine der klassischen Routen entschieden: Die Joe-Route führt von Oberstdorf über viele alpine Highlights der Ostalpen nach Riva des Garda und wurde 1995 erstmals vom „Serac Joe” befahren. Für die Statistiker ein paar Zahlen: 450 km und 14600 Höhenmeter verteilen sich auf 7 Etappen, 9 Pässe gehen über 2000m. 2 Gastradler schlossen sich den Ruderern noch an, sodass die Gruppe mit Markus Brokbals und Fabian Frizt auf 7 Fahrer anwuchs.
Für interessierte Geographen:
Gleich zu Beginn der Transalp wartete der Schrofenpass bei Oberstdorf mit ersten luftigen Erfahrungen an den bekannten Aluleitern, die trotz Gepäck auf dem Rücken, einer Hand am Stahlseil, die andere am Rad, gut überwunden wurden. Die erste Abfahrt führte hinab nach Lech, der letzte Aufstieg des Tages zur ersten Unterkunft, der Freiburger Hütte im Lechquellengebirge am Fuß der Roten Wand. Tag 2 startete mit der Abfahrt nach Dalaas bevor es mit vielen Schiebe- und Tragepassagen durch das Silbertal und über das Verbellener Winterjöchli zur Neuen Heilbronner Hütte im Verwallgebirge ging. An dieser Alpenvereinshütte traf man sich mit zahlreichen RCS-Wanderern, die den Aufstieg von Galtür aus bestritten hatten. So führte auch die erste Abfahrt am dritten Tag über das Zeinisjoch, vorbei am Kopssee, durch Galtür durch das Paznauntal bis nach Ischgl. Von dem (den RCS-Wintersportlern) nicht unbekannten Skiort ging es dann durch das Fimbatal hinauf zur Heidelberger Hütte, um sich hier noch einmal für den Schlussspurt am ersten Anstieg des Tages zu stärken. Auf den Fimbapass folgte eine schöne, sonnige Abfahrt nach Sur-En . Die Schweiz sollte aber am selben Tag noch verlassen werden: Durch die Felsgalerien der Uina-Schlucht führte der Weg noch einmal hoch bis zur Sesvenna-Hütte hinter der italienischen Grenze. Hier hatte man dann die wohl schwierigste Etappe der Tour mit über 70 km und 2700 hm überstanden und freute sich auf die „Entspannungsetappe” am vierten Tag. Diese Etappe sollte die RCS-ler über gut 40 km und 1600 hm nach Trafoi am Stilfserjoch bringen. Die erste Abfahrt bei strahlendem Sonnenschein führte hinab ins Vinschgau nach Glurns. Weiter ging es dann über 2 gar nicht so entspannte Anstiege bis ins Skigebiet nördlich von Trafoi. Die letzte Abfahrt des Tages brachte die Radler zum verdienten Radler in die Pension in Trafoi. Tag 5 führte dann über den zweithöchsten und wohl eindrucksvollsten Alpenpass, das Stilfserjoch bis hoch zur Dreisprachenspitze auf knapp 2900 hm. Weiter über alte Militärwege und Trails durch die Ortlergruppe und dann durch Bormio und den Anfang des Gaviapasses bis nach Santa Caterina Valfurva. Auf dem Endspurt dieser Etappe ab Bormio hatte man tatsächlich auch mal mit Regen zu kämpfen, der sich dann aber über Nacht auch wieder legte. So ging es am sechsten Tag wieder bei Sonnenschein los, zunächst über den Gavia Pass, dann über die Montozzo Scharte nach Dimaro. Auch am siebten und letzten Tag half Petrus mit bestem Sonnenschein und so erreichte man nach weiteren rund 80 km und 2000 hm über den Campo Carlo Magno Pass und Madonna di Campiglio das Ziel Riva del Garda am Nordufer des Gardasees.
Nach 7 Etappen ohne Sturz, größerem Defekt und noch nicht einmal einem Platten wartete hier schon der RCS-Tross, der die Radfahrer zwischendurch mit Dextro-Energy-Riegeln und –Gels (am Anfang belächelt, am Ende geliebt) unterstützte. Die Logistik-Einheit hatte somit allen Grund die Ankunft mit den Mountainbikern gebührend zu feiern. Viele Erfahrungen bleiben nach einer Woche auf dem Rad im Kopf, hier nur ein paar wenige davon und Worte die man nicht vergessen wird:
Platten holt man sich reichlich beim Training damit man im Ernstfall verschont bleibt
Ja, man kann für eine Woche Gepäck in einem 30l-Rucksack unterbringen
Einmal mehr: Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt – oder trägt
„Das kann man alles fahren” / „Wer fährt denn sowas?”
„Ich muss mal eben Bremsbeläge tauschen”
„Mir geht langsam das Adrenalin aus”

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