Kirchbootfahrt In Sneek und Umgebung

Ein trockenes Juniwochenende 2012:

Auf nach Holland – und das schon um 4:45h morgens!

Auf drei Wagen verteilt sind wir 15 Leute in aller Hergottsfrühe (es geht ja schließlich zur Kirchbootfahrt) nach Holland aufgebrochen, um schon frühzeitig das Boot übernehmen zu können, damit genügend Zeit bleibt für ausgiebiges Erkunden der mehr oder weniger großen Kanäle rund um Sneek.

Eine kleine Stärkung mit Kaffee und Kuchen und dann zur Bootsübernahme:

Es ist schon etwas anderes, ob man über die breite Sorpe rudert oder durch holländische Grachten: Das Kirchboot ist ein 12 Meter langes Boot mit 7 Reihen und jeweils 2 Sitzen nebeneinander. Hinten sitzt der Steuermann, bzw. unsere Steuerfrau erhöht, damit er/sie auch den Überblick behält. Die Riemen werden eingehängt, beim Rudern aber nicht gedreht. In der Auslage sind wir etwa 6 Meter breit. Nicht ganz unerheblich für die kleinen Kanäle.

Eine Boots-Einweisung: ”Ihr passt unter allen Brücken durch, kein Problem”, und schon sitzen wir alle Mann/Frau im Boot und legen mit Begeisterung los.

Während unsere Steuerfrau Christel mit der äußerlichen Gelassenheit eines Eisberges kurze Befehle ins Boot ruft, um all den am Rande parkenden und den uns entgegenkommenden Booten, Schiffchen und Schiffen auszuweichen, gleichzeitig die nächste Brücke im Visier hat und abschätzt, ab wann wir die Riemen lang machen und uns mit dem Oberkörper nach hinten werfen müssen, damit die Köpfe nicht abrasiert werden, schnattert der ”Bus” vor ihr fröhlich drauf los und winkt den begeisterten Passanten zu, die so ein Boot offenbar noch nie gesehen haben.

Wir haben uns entschieden eine kleine Runde um Sneek zu drehen und biegen, nachdem wir den Ort hinter uns gelassen haben, links auf einen etwas breiteren Kanal ab. Hier draußen ist es ganz schön windig. In Ijlst machen wir unsere erste Pause und legen im Passantenhafen direkt am Schild ”anleggen verboden” an. Kann jemand holländisch?

Steuermannwechsel: Klaus übernimmt und wir segeln erst einmal mit 10 km/h mit dem Wind Richtung Swarte Brekken. Dazu werden die Riemen unten am Stemmbrett in eine Schlaufe, die Bensel genannt wird, einhängt. Weil das aber nicht ewig so weitergehen kann, müssen wir wieder rudern und lernen einen neuen Befehl: fertig machen zum ausbenseln – benselt aus!

In Uitwellingerga machen wir erneut Halt und setzten uns direkt neben der Anlegestelle in die wie für uns aufgestellten Loungemöbel des geschlossenen Restaurants. Irgendwie ist kein Mensch zu sehen. Eine gute halbe Stunde später öffnet der Wirt kurz seinen Laden, verkauft uns Dosenbier und Sprite, – mischen kann nur die Bedienung, und die ist noch nicht da – und schließt auch schon wieder. Da mischen wir uns die Schneewittchen eben selber. Das geht auch.

Schneller als erwartet, wo wir doch so langsam richtig in Fahrt kommen, sind wir schon wieder zurück in Sneek und legen an unserer Unterkunft, dem Stayokay,  ziemlich elegant an, als ob wir nie was anderes gemacht hätten. Danke Christel, gut dass wir dich haben!

Abends Essen am Buffet und anschließend ein kleiner Marsch in den Ort und ein paar Schneewittchen in ein paar Kneipen.

Sonntag:

Um 8 Uhr ist Frühstück, damit wir um 10 Uhr auf dem Wasser sind. Während diese Aussage die einen in tiefe Verzweiflung stürzt – wie soll ich bloß die Zeit von 8.15h bis 10h ‘rumkriegen? – schafft der andere es so gerade, pünktlich am Boot zu sein. Egal, eine letzte Flasche Sekt taucht auf und so machen wir uns freudig auf die Reise.

Heute geht es nach Bolsward. Der Weg ist erst einmal recht kurzweilig aus Sneek heraus, vorbei an hübschen Häuschen und an protzigen Villen. Wie gestern auch schon sitzen unsere vier Männer auf den Plätzen vorn und hinten. Burkhard, unser einziger Noch-Nicht-Ruderer hat schon gestern unter Addis Anleitung alles gelernt, was ein Ruderer wissen muss, inklusive Geheimtipps mit abgeschnittener Lenor-Flasche. Heute ist die Schonzeit vorbei. Burkhard, du musst uns abstoßen mit dem Enterhaken, Burkhard mach das Seil los, Burkhard hol den Fender rein, Burkhard, der Fender muss raus, Burkhard mach dies, nein mach das. Du Ärmster!

Draußen auf dem langen geraden Kanal weht ein steife Brise. Die Aussicht beschränkt sich auf Schilf. Ab und zu guckt eine Kuh mit Sturmfrisur interessiert drüber weg. Gelegentlich werden wir von Motorbooten überholt. Alle freuen sich, uns zu sehen, und machen schnell noch ein Foto von den wie Verena so treffend bemerkt ”Harz4-Urlaubern”, die selber rudern müssen.

 Schon wieder kommt eine geschlossene Brücke. Die Kommandos kennen wir ja schon. Riemen lang – Kopf runter – Stopp – zu spät – krach – krach – krach – dann sind wir durch.

So viel zur Einweisung: ”Ihr passt unter allen Brücken durch, kein Problem”. Hier haben 2 cm gefehlt und erst muss die Bootsspitze und dann unsere schöne RC Sorpesee-Fahne dran glauben. Erschrocken sehen wir sie davon schwimmen, wollen aber nicht noch mal unter der Brücke durch, um sie zu retten. Vielleicht ist sie auf dem Rückweg noch da. Ist sie leider nicht.

Auf einer ausgedehnten Pause in dem ausgestorbenen Ort Oosthem verdauen wir den Schock und unser Lunchpaket. Dann geht’s weiter und nach endlos erscheinender Schilf-Monotonie kommen wir tatsächlich in Bolsward an, machen außerhalb fest und gehen auf ein Schneewittchen und ”Patat Special met viel Mayonnaise” in den Ort. Auch hier ist außer einer exzessiven Oranje-Beflaggung nicht viel zu sehen. Wo sie wohl alle sind, die Holländer? Ob gerade ein Fußballspiel läuft? Nein – eigentlich nicht.

Steuermannwechsel für die Rückfahrt. Bernd übernimmt. Ihr könnt mich KaLeu nennen! Alles klar, KaLeu! Das Stirnband der Kotzbox  (heißt die wirklich so?  Nee…Coxbox) verleiht ihm eine leichte Ähnlichkeit mit Rambo. Mit sichtlich zufriedenem Gesichtsausdruck steuert uns Bernd zurück und beginnt Seemannslieder anzustimmen. Der ”Bus” fällt mit ein, Klaus erhöht den Druck, damit wir schneller ankommen. Jetzt gibt es keine Pause mehr, denn wir müssen ja pünktlich die Rückfahrt antreten, damit alle auch um 20.45 h zum Fußballspiel Deutschland – Dänemark auf dem Sofa sitzen. Bei der Info, dass das Boot aber erst einmal geputzt werden muss verliert Verena komplett die in den letzten beiden Tagen reichlich gewonnene Farbe im Gesicht. War doch nur ein Spaß, Verena 😉

Über eine Seilwinde wird das Boot am Ruderclub aus dem Wasser auf den Hänger gezogen und wahrscheinlich bis zur nächsten Fahrt unserer Frauen vom RC-Sorpesee im Juli untergestellt. Wir wünschen Euch dabei genauso viel Spaß wie wir ihn hatten.

Mädels und Jungs, es war schön mit Euch! Das machen wir nochmal, oder?

Ruderkilometer am Samstag: 24, am Sonntag: 28

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