Wechselbad der Gefühle

U16 landet bei den Westdeutschen auf Platz 5

 

Ja, was soll man eine Nacht nach Abschluss der diesjährigen U16-Saison sagen? Freude über Platz 5 oder doch eher Enttäuschung, dass es nur zu eben diesem Platz gereicht hat?

„Es schlagen ach zwei Herzen in meiner Brust“, so lässt es sich mit Goethes Faust wohl am besten ausdrücken. Denn eigentlich ist das Ergebnis, fünftbestes Team der Altersklasse in NRW zu sein (von rund 240 Teams landesweit) wirklich beachtlich. Und doch ist es – ausgehend von der Abschlusstabelle der NRW-Liga (unser RCS belegte Platz 2) – nicht das, was sich Mannschaft und Trainer vorgestellt hatten.

 

Schon zu Beginn des Turniers wurde indes überaus sichtlich, dass der RCS-Motor nur sehr schlecht in Gang kam. In Spiel 1 gegen den SV Wachtberg taten sich die Spielerinnen um Mannschaftsführerin Michelle Henkies sehr schwer, fanden nur selten effektive Mittel gegen die abwehrstarken Mädchen aus dem Bonner Raum. Und so wurde Partie Nummer 1 des Tages zu einem richtigen Arbeitsmatch, bei dem die RCS-Girls aber am Ende mit einem Kraftakt die ersten beiden Punkte einsammeln konnten. Durchschnaufen war angesagt.

 

Als im zweiten Spiel der Gruppe der Erkelenzer VV, gegen den die HSK-Truppe später noch ran musste, dann gegen Wachtberg den ersten Satz für sich entschieden hatte (am Ende verlor der EVV 1:2), und damit der Viertelfinaleinzug unseres RCS feststand, hätte man eigentlich mit einem befreiten Auftreten unserer U16 rechnen können. An diesem 20. April aber nur eigentlich. Denn auch hier sollte es „nur“ zu einem Arbeitssieg reichen, in dem die spielerischen Qualitäten, die sich zweifelsohne in allen mitgereisten Spielerinnen finden lassen, überwiegend noch nicht gezeigt wurden. Zwar gelang es den Mädels vom See, einige schöne Angriffsschläge im gegnerischen Feld zu platzieren. Doch nach einigen guten Aktionen geriet der Motor wieder ins Stottern, so dass sich bis zum Ende ein Match auf Augenhöhe entwickelte. Jedoch in beiden Durchgängen mit dem glücklicheren Ende für den RCS. 2:0 hieß es am Ende, gleichbedeutend mit dem Gruppensieg.

 

Die Auslosung der Viertelfinals bescherte dem RCS als nächsten Gegner die Mannschaft des VC Essen-Borbeck. Kein unbeschriebenes Blatt im Nachwuchsvolleyball. Eine Leistungssteigerung wäre nötig, um gegen die Ruhrpottler den dritten Erfolg des Tages einfahren zu können, gleichbedeutend mit dem Erreichen des Halbfinals. Und es sah in Durchgang 1 auch alles danach aus, dass sich die Bremse der Mädels gelöst hatte. Häufig kamen nach teils spektakulären Abwehraktionen die Pässe von Michelle Henkies und Jana Drölle präzise bei unseren Angreiferinnen an, die dann den direkten Punkt erzielten. Und so gelang es, Durchgang 1 dieses Spiels bis zum Ende sehr offen zu halten. Beim 24:23 schien es zum Satzgewinn zu reichen. Doch kam es dazu nicht. Über ein 24:24, 24:25, 25:25 und schließlich 25:27 sicherten sich die Essener Spielerinnen den Satz. Aber die Mannschaft aus Südwestfalen gab nicht auf, fightete auch in Durchgang zwei immer und immer wieder, um die drohende Niederlage noch zu verhindern. Erst gegen Satzende konnte sich der Club aus Borbeck mit einigen Punkten absetzen. Zu viel, um es noch aufzuholen. Und so mussten die RCS-Girls in ein 18:25 einwilligen. Aus der Traum vom Halbfinale. Enttäuschung machte sich breit, Tränen flossen. Verständlich nach diesem Saison- und Turnierverlauf.

 

Kopf in den Sand stecken? Nein, diese Devise wird es beim RCS nicht geben! „Jetzt wollen wir Platz 5!“, gaben die Trainer Metzler und Tepe (sie vertraten den leider verhinderten Chefcoach Martin Barthel) als Ziel für den 2. Spieltag der Westdeutschen aus. Und sie und alle RCS-Anhänger wurden nicht enttäuscht!

 

Gleich im ersten Überkreuzspiel gegen den SV Blau-Weiß Dingden zeigten die Mädchen, was in ihnen steckt. Spielerisch wie kämpferisch. Fast wie ausgetauscht könnte man meinen. Und doch waren es dieselben Spielerinnen (Lara Drölle stieß am Sonntag noch dazu), die am Vortag noch am Boden zerstört waren. Dabei machte es das Team von Trainer Arne Ohlms den Sauerländerinnen nicht leicht. Technisch gut ausgebildet und hoch motiviert gingen die Blau-Weißen in die Partie. Doch gleiches galt eben für den RCS. Immer wieder konnten sie durch clevere Aufschläge und taktisch kluge Angriffe Punkt für Punkt einsammeln. Und so wunderte es die mitgereisten Eltern, die wie immer wie eine Wand hinter ihren Kindern standen, nicht, dass sowohl Durchgang 1 als auch Durchgang 2 (wenn auch knapp von den Punkten) an die RCS-Schützlinge ging. Teil 1 der Mission „5. Platz“ war also bravourös gemeistert.

 

Im Platzierungsspiel um eben diesen 5. Platz traf das HSK-Team erneut auf den SV Wachtberg, das nach einer großen Leistung den ASV Senden bezwungen hatte. Wir mussten also auf der Hut sein. Und waren es auch. Noch nicht so sehr im ersten Satz, in dem das Team zu ängstlich agierte, und folgerichtig den 1. Satz knapp abgab. Aber ab Satz 2 holten die Mädels noch einmal alles raus, was nach der langen Zeit in der Halle noch in ihren steckte. Und das war ne ganze Menge. Vor allem im Aufschlagbereich, aber auch im Angriff passte es jetzt endlich besser. Gepaart mit tollen Abwehraktionen und locker-leicht gestellten Bällen von unseren Zuspielerinnen Michelle, Jana und Lara lief es überwiegend ganz rund. Satzausgleich. „Noch einmal Vollgas“, schwor sich das Team beim Seitenwechsel ein. Gesagt – getan. So kennt man die Mannschaft. Zu Beginn noch etwas defensiv, steigerten sich alle enorm, so dass beim 8:7-Seitenwechsel bereits ein Punkt Führung herausgespielt war. Ein Vorsprung, der nicht mehr aufgegeben wurde, sondern vielmehr ausgebaut wurde. Als dann die gegnerische Spielerin des SVW den letzten Ball des Spiels verbaggerte, war der Jubel groß. Singend und hüpfend bejubelten die RCS-Girls diesen Sieg und damit Platz 5. Nicht zu vergessen die La-ola-Welle zur Tribüne als Dank an die Eltern für die Unterstützung!

 

„5 Spiele, 4 Siege, nur eine Niederlage. Genauso wie Vizemeister Leverkusen. Das sollte uns froh stimmen. Doch auch ich bin ein wenig enttäuscht, dass es zu mehr als Platz nicht gereicht hat. In allen Mädels steckt viel Potenzial, was wir an diesem Wochenende leider nicht immer konstant haben abrufen können. Rational geht Platz 5 daher in Ordnung, emotional nicht so ganz“, gab Trainer Tepe nach dem Turnier zu Protokoll. „Erfreulich ist, und das sei hier auch mal gesagt, dass wir das Turnier mit einem Sieg abgeschlossen haben. Das ist für die Erinnerung an die Westdeutsche nicht zu unterschätzen. Und dass sich die Mädels nach dem traurigen Abschneiden am Samstag aus diesem Loch als Mannschaft herausgezogen haben, ist ein wichtiges Signal. Dies macht Mut und ist Ansporn für die nächsten Monate und Jahre. Und – das hat den RCS an diesem Wochenende wieder ausgezeichnet: eine große Elternschaft, die ihre Kinder angefeuert und auch getröstet haben. Ein richtiges Pfund, auf das wir als Verein ebenfalls stolz sein dürfen“, resümierte Tepe weiter.

 

Wie geht es weiter? In den nächsten vier Wochen werden die Mädels mal die Volleybälle Volleybälle sein lassen. Trainingsfrei. Danach wird aber wieder voll angegriffen. Alle Mädels? Nein, das nicht. Denn ein Großteil von ihnen werden bereits morgen nach Berlin reisen, um dort am Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ teilzunehmen, für das sie sich mit dem Städtischen Gymnasium Sundern qualifiziert hatten. Aber danach haben auch diese Mädels sich Ruhe verdient.

 

Für den RCS im Einsatz: Lisa Achtzehn, Henrike Axt, Felicia Blume, Jana Drölle, Lara Drölle, Hanna Fleischer, Alina Hansknecht, Michelle Henkies, Laura Kemper, Theresa Lübke, Kim Spreyer, Vanessa Vornweg.

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